Was passiert, wenn die Erfinder des Automobils ein Automobilmuseum planen? Es wird spektakulär und jeder Teil davon muss den Ansprüchen einer Weltmarke genügen. Kein Wunder, dass VIDERO von Beginn an als Partner für die Mediensteuerung des Museums mit an Bord ist. Und nichts weniger als spektakulär ist es geworden, was die Besucher seit der Eröffnung im Mai 2006 erwartet.
Der Bau ist ein echter Mercedes-Benz
Das Gebäude, dessen Innenraum aus doppelt gekrümmten Betonelementen besteht, wird in nur drei Jahren an der Grenze des seinerzeit technisch Machbaren für insgesamt 150 Millionen Euro geplant und gebaut. Möglich wird das nur durch den Einsatz modernster Computertechnik – damals in der geforderten Komplexität absolutes Neuland. Zu den technischen Lösungen, die dabei realisiert werden, gehören neben dem aufwendigen Betonbau auch innovative Lösungen wie der höchste Entrauchungstornado der Welt sowie ein, im Atrium integrierter, spezieller 40 Tonnen Lastkran, mit dem sogar Nutzfahrzeuge von bis zu 20 Tonnen Gewicht auf Ebene sieben befördert werden können. Und auch die mediale Aufbereitung der Exponate und der umfangreichen technischen und historischen Informationen setzt Maßstäbe und macht an allen Ecken klar: Das Museum ist auch mit Blick auf seine Technik ein Objekt der Superlative.
Das Gebäude verknüpft eine elegante Erscheinung mit einer einzigartigen Struktur auf Basis einer Doppelhelix. Alles an dieser Architektur ist im Fluss: Es gibt weder geschlossene Räume noch gerade Wände. Ohne Stützen spannen sich 33 Meter weite Decken und keine der 1.800 dreieckigen Fensterscheiben gleicht der anderen.
Das Museum bildet ein Scharnier zwischen dem Stammwerk in Stuttgart-Untertürkheim und der Mercedes-Benz Niederlassung. Umgeben von einem auf sechs Meter ansteigenden Hügel, erhebt sich das Museum fast 50 Meter in die Höhe. Seine Gestalt korrespondiert mit den Lagen und Kurven des Neckartals. Das Gebäude fungiert als Portal: Ob von der Bundesstraße B 14 aus dem Remstal oder der Bundesstraße B 10 aus dem Neckartal kommend, der Besucher erlebt das Museum als Dreh- und Angelpunkt auf dem Weg. Diese topografischen Bedingungen machte der Architekt, Ben van Berkel, zum Ausgangspunkt seiner Planung.
Die Hülle des Museums besteht aus Materialien, die auch im Automobilbau Verwendung finden: Aluminium und Glas. Das Gebäude wirkt je nach Wetterlage und Tageszeit: Am Tag dominiert das Wechselspiel zwischen den hellen, das Licht reflektierenden Aluminiumbändern und den dunkleren Fenstergeschossen; abends, wenn die Collectionsräume erhellt sind, kehrt sich dieser Eindruck um und verleiht dem 110.000 Tonnen schweren Gebäude den Eindruck von Schwerelosigkeit.
Dass das Mercedes-Benz Museum auch nach zehn Jahren frisch und modern wirkt – sowohl ästhetisch als auch technisch – erinnert an Werte, die Liebhaber klassischer Automobile sofort mit Fahrzeugen von Mercedes-Benz in Verbindung bringen. Das drückt auch Hugo Daiber aus, von 2003 bis 2006 Bauherr des Museums in seiner Funktion als Geschäftsführer des damaligen Tochterunternehmens DaimlerChrysler Immobilien und der heutigen Daimler Real Estate: „Dieser Bau ist ein echter Mercedes-Benz.“
Auch Dr. Dieter Zetsche, Vorstandsvorsitzender der Daimler AG und Leiter Mercedes-Benz Cars, macht deutlich: „Das Mercedes-Benz Museum ist weltweit einzigartig: Nur hier wird die gesamte Automobilgeschichte von den ersten Anfängen über die Gegenwart bis in die Zukunft erlebbar. Und auch wenn einige Exponate schon weit über 100 Jahre alt sind – das Museum selbst ist wie ein zehnjähriges Kind: Kaum zu bremsen, voller kreativer Ideen und niemals langweilig.“
VIDERO AG: Your Ideas on Screen
Wer seine Kreativität voll ausleben möchte, braucht auf der technischen Seite volle Freiheit: „Mit der Präsentation von 160 Fahrzeugen und über 1.500 weiteren Exponaten setzen wir mit dem Mercedes-Benz Museum international Maßstäbe. Zugleich ist es unsere Aufgabe, dieses faszinierende Schaufenster der Marke so zu gestalten, dass wir den Besuchern tolle Erlebnisse bieten können – und zwar jeden Tag aufs Neue“, sagt Christian Boucke, Leiter Mercedes-Benz Classic und Kundencenter der Daimler AG.
Für die Betreuung der Medientechnik wurde das Systemhaus Bechtle ausgewählt. „VIDERO war zum damaligen Zeitpunkt bereits als Partner für die Mediensteuerung durch das Projektverantwortliche Unternehmen Hewlett-Packard gesetzt, die über das rock’n’popmuseum in Gronau auf die Lösungen von VIDERO aufmerksam geworden sind“, erklärt Marcus Häußermann, Projektmanager beim IT-Dienstleister Bechtle und verantwortlich für das Mercedes-Benz Museum. Für die Installation im rock’n’popmuseum hatte VIDERO bereits den Systemintegrationsaward von SINUS erhalten.
Doch für VIDERO war das Projekt Mercedes-Benz Museum in der damals noch jungen Firmenhistorie ein wichtiger Schritt. „Das Projekt war für uns in der Entwicklung sehr wichtig, weil wir gemerkt haben, wie frustrierend es für die Contentgestaltung im größeren Maßstab sein kann, wenn die Technik bestimmt was geht und was nicht und nicht die Kreativität der Macher. Multimedia war zu dem Zeitpunkt ohne IT-Know-how nicht bedienbar. Es war damals für die Verantwortlichen ein ewiger Kampf mit Codecs und Netzwerkproblemen. Da haben wir erkannt, wie wichtig es für eine Software ist, genau diese Sorgen zu nehmen“, erklärt Johannes Büld, CEO der VIDERO AG.
„Wir haben aus diesem Grund zwei wichtige Entscheidungen getroffen, die noch heute Kernargumente für VIDERO sind. Erstens, niemand muss sich darum kümmern welchen Codec oder sonstiges Format ein Inhalt hat, denn VIDERO spielt alle Dateiformate ab. Zweites, wir entscheiden uns für kein Betriebssystem, sondern unsere Plattform ist der Browser. Immerhin konnten wir ja bereits auf zehn Jahre Weberfahrung zurückblicken“, so Büld weiter.
„Insgesamt haben wir hier im Museum fast 250 AV-Player mit der VIDERO-Plattform integriert, die so stabil und zuverlässig laufen, dass ein Großteil davon sogar noch mit der alten Version läuft. VIDERO bietet hier natürlich inzwischen viel mehr Möglichkeiten, die wir auch in ausgewählten Bereichen nutzen“, erklärt Häußermann.
Ein Museumserlebnis, wie eine Fahrt mit dem Silberpfeil
Die Ausstellung im Mercedes-Benz Museum teilt sich in Mythos- und Collectionsräume. Die Mythosräume erzählen die Geschichte der Marke Mercedes-Benz chronologisch. Die Collectionsräume zeigen thematisch geordnet die Fülle und Vielfalt der Fahrzeuge der Marke. Die Faszination Technik auf Ebene Null ermöglicht einen Einblick in die Arbeitswelt der Mercedes-Benz Designer.
Die sieben Mythosräume sind jeweils durch eine rund 80 Meter lange Rampe miteinander verbunden. Bis auf den ersten und letzten Mythosraum sind sie nach einem durchgängigen Prinzip gestaltet: Der Weg führt wie an einem Kleeblatt entlang im weiten Bogen hinab zu den Fahrzeugen, die im Mittelpunkt der Inszenierung stehen. Während der Betrachter rechts bereits einen Blick auf die Fahrzeuge der jeweiligen Epoche werfen kann, veranschaulichen in der illustrierten Chronik links großformatige Bilder und Exponate die Unternehmensgeschichte im Spiegel des Weltgeschehens.
In allen Ausstellungsbereichen ist die Steuerung durch die VIDERO-Plattform nicht wegzudenken, sowohl in der multimedialen Präsentation von Ausstellungsinformationen, als auch bei der Wegeleitung und Besucherinformation. So werden die Besucher direkt mit einer großen Installation von 24 synchronisierten Bildschirmen empfangen, wenn sie das Atrium des Museums betreten. „Hier können direkt, vor allem bei Veranstaltungen, sehr eindrucksvolle Effekte erzielt werden, wenn hier Bewegtbild perfekt synchronisiert über die gesamte Bildschirmstrecke läuft“, erläutert Häußermann.
Und auch beim weiteren Rundgang, werden die Besucher von VIDERO begleitet: So wird auch die Fahrt mit dem Aufzug zu einem emotionalen Erlebnis, denn wer diesen betritt wird direkt mit auf eine Zeitreise genommen. Denn vom untersten Geschoß nach oben kann er etappenweise in der Zeit zurückreisen, bis in die Anfangstage des Automobils. Mit VIDERO wird dazu, im Zusammenspiel mit der Aufzugssteuerung, über einen Beamer Film- und Fotomaterial aus den unterschiedlichen Epochen eingeblendet.
Die großzügig konzipierten, tageslichthellen Collectionsräume bieten Platz für eine Vielzahl von Fahrzeugen. Omnibusse, Taxis, Lastwagen, Feuerwehr- und Rettungswagen sowie Prominentenfahrzeuge zeigen die Produktvielfalt der Marke Mercedes-Benz. Der Galerieraum „Mein Mercedes-Benz“ dient als Fläche für wechselnde Sonderausstellungen.
Eine zurückhaltende, an Straßenmarkierungen erinnernde Fußbodengrafik verweist auf das Thema der Collection und gibt bei der Aufstellung der Fahrzeuge die Richtung vor. In der Galerie der Helfer sind die Fahrzeuge auf die Mitte des Raumes ausgerichtet. Die Exponate in der Galerie der Namen stehen auf edlen Holzpodesten. An der Rampe, die vom Mythosrundgang jeweils in einen der Collectionsräume hinabführt, befindet sich eine zweiteilige Vitrine, auf der einen Seite mit Modellfahrzeugen, auf der Anderen mit weiteren Kleinexponaten. Ein „Mikrokino“ zeigt zudem Filme, die das Thema des jeweiligen Collectionsraumes aufnehmen – natürlich gesteuert mit VIDERO.
Mythos- und Collectionsrundgang münden beide in die Ausstellungseinheit Silberpfeile – Rennen und Rekorde: Eine große Steilkurve steht für die magischen Momente der Motorsportgeschichte von Mercedes-Benz. Mythos 7 ist der emotionale Schlusspunkt des Museumsrundgangs und lädt zum Verweilen ein.
Der Besucher kann zunächst auf einer Tribüne Platz nehmen und das eindrucksvolle Bild auf sich wirken lassen oder wahlweise auf sechs Monitoren Filmszenen historischer Autorennen verfolgen. Ein Renntunnel führt schließlich in den Mythosraum „Rennen und Rekorde“ mit faszinierenden Rennwagen und vielen originalen Memorabilien von berühmten Rennfahrern. Außerdem stehen zwei Fahrsimulatoren bereit: Die vierminütige rasante Fahrt vermittelt eindrücklich die Faszination Motorsport.
Den spektakulären Schlusspunkt der Steilkurve setzen einzigartige, an der Wand hängende Rekordfahrzeuge. Zur Inszenierung gehören der Rekordwagen W 125, der 1938 mit 432,7 km/h die bis heute höchste Geschwindigkeit auf einer öffentlichen Straße erzielte, und ein Solarmobil, das Mitte der 1980er-Jahre die Tour del Sol vom Bodensee zum Genfer See gewann. Außerdem präsentieren fünf große Podeste Forschungsfahrzeuge aus Vergangenheit und Gegenwart. Letztere verbinden den Museumsrundgang mit dem Ausstellungsbereich „Faszination Technik“, der den Blick auf die Designentwicklung bei Mercedes-Benz lenkt.
Der Erfolg gibt recht
Schon im ersten halben Jahr zählt das Museum 500.000 Besucher, bis zum Sommer 2007 sind es eine Million. Und der siebenmillionste Gast besucht schließlich im Winter 2015 das Mercedes-Benz Museum. Im Rückblick auf das erste Jahrzehnt des Ausstellungs- und Veranstaltungsbetriebes wird deutlich, wie gut das Museum im Hinblick auf architektonische Qualität und Technik funktioniert.
„Wir freuen uns, dass wir seit zehn Jahren Teil dieser tollen Erfolgsgeschichte sein können. Das Mercedes-Benz Museum ist für unsere Entwicklung ein wichtiger Meilenstein und hat maßgeblich dazu beigetragen, dass wir VIDERO zu recht als eine der innovativsten Digital-Signage-Plattformen der Welt bezeichnen können. Wir bedanken uns bei Mercedes-Benz und Bechtle für das langjährige Vertrauen und hoffen, dass wir im Gegenzug etwas zum einmaligen Markenerlebnis im Mercedes-Benz Museum beitragen konnten“, sagt Johannes Büld.